Rettet die 
Kanonenbahn

Weite Abschnitte des mittleren Teils der Kanonenbahn stehen kurz vor dem 125 jährigen Jubiläum der Strecke zum Verkauf.

Konkret handelt es sich um die Abschnitte:

Wiesenburg (Mark) - Güterglück - Barby (einschließlich der Elbbrücke) sowie

Calbe (Saale) West - Güsten

Diese Abschnitte wurde durch die DB Netz AG am 09.12.2003 bzw. 10.12.2003 zur Abgabe ausgeschrieben.

Der derzeitige Bahnbetreiber möchte danach aus betriebswirtschaftlichen Gründen diese Abschnitte der einst wichtigsten Reserve- und Umleitungsstrecke in der deutschen Eisenbahninfrastruktur nicht mehr betreiben. Dem zukünftigen Bahnbetreiber - sofern es einen solchen gibt - soll der Ausschreibung zufolge auch der vorhandene Anschluss in Wiesenburg (Mark) nur gegen einen Aufpreis von 600 000 EUR gestattet werden.

Damit wird die kürzeste und nach dem derzeitigen Trassenpreissystem auch preisgünstigste Variante eines Güterzugverkehrs zwischen dem großen Rangierbahnhof Seddin im Berliner Raum und dem Verkehrsgebiet Kassel - Rhein / Main sowie dem Knoten Magdeburg aufgegeben und durch die geplante Abkoppelung in Wiesenburg (Mark) auch technisch unmöglich gemacht.

Wissenschaftliche Arbeiten, die Mitte der 90er Jahre im Rahmen einer vorgesehenen Trennung von Güter- und Reisezugnetzwerken erstellt wurden kamen zu einem völlig anderen Ergebnis. Danach wäre die nun abzugebende Strecke ein wichtiger Bestandteil eines deutschen Ferngüterzugnetzwerkes unter Umgehung aller großen Eisenbahnknoten zwischen Berlin und dem Verkehrsraum Rhein / Main und ggf. sogar dem Verkehrsraum Rhein / Ruhr.


Aus betriebswirtschaftlicher Sicht der DB Netz AG ist die Maßnahme, sofern man sie nur aus der Sicht der konkreten Streckenabschnitte betrachtet, nachvollziehbar.

Unter den Bedingungen des in den nächsten 10 Jahren prognostizierten Zuwachses im Güterverkehr und der damit verbundenen Überlastung von Fernverkehrswegen ist die Abgabe gesamtwirtschaftlich betrachtet jedoch unverständlich zumal der Eigentümer in den letzten 15 Jahren nicht gerade unbedeutende Steuermittel in diese Strecke investiert hat. Hier sollte der Eigentümer - die Bundesrepublik Deutschland - prüfen, in welchem Umfange er seinen Vorsorgeverpflichtungen in Form eines Gewährleistungsauftrages nach Artikel 87 e des Grundgesetztes nachkommen kann, zumal noch einzelne Leistungen auf der Strecke bestellt sind.

Die zukunftsorientierte Lösung kann nur lauten:

Mehr Verkehr auf die Schiene.
Mehr Durchgangsgüterverkehr auf die Kanonenbahn.
Mehr Verkehr auf eine der klassischen deutschen Güterverkehrsstrecken.
Zügiger Bau eines geplanten Gleisanschlusses zum großen Kieswerk in Barby mit Abfuhrmöglichkeit in alle Himmelsrichtungen.
 

Dazu sollten alle Bundes-, Landes-, und Lokalpolitiker dem entsprechenden Wählerauftrag mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen folgen.

Dann rechnet sich die Strecke auch für die DB Netz AG.

Erhaltet die Kanonenbahn im Sinne einer zukunftsorientierten europäischen Verkehrspolitik.

Schon ein flüchtiger Blick auf eine Karte mit den deutschen und europäischen Schienenwegen belegt diese These zum Erhalt einer der wichtigsten deutschen Entlastungs- und Umleitungsstrecken.
Durch die konsequente Nutzung dieser Strecke können die neuralgischen Knotenpunkte Magdeburg, Halle, Erfurt sowie die dicht belegten ICE-, IC-Strecken zwischen Berlin, Halle, Erfurt und Frankfurt (Main) entlastet und damit die Pünktlichkeit im Netz verbessert werden. Die konsequente Nutzung der Kanonenbahn für den Güterfernverkehr kann damit auch ein Beitrag zur Pünktlichkeitsoffensive der Deutschen Bahn AG sein.
 

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Auch die aufstrebende Tourismusbranche im Elbe-Saale-Winkel mit Ihren neuen Fernradwegen hätte von einer Abgabe und einer evtl. Wiedereinstellung der Touristenzüge aus der Bundeshauptstadt nur Nachteile.

 

Pressestimmen zum Thema:

Märkische Allgemeine vom 23.02.2004